Als ich auf Instagram von der Zweifachmama Sara Kulka las, dass ihre zweite Tochter mit 20 Monaten entschieden hat trocken zu sein, freute ich mich sehr für das Model. Schließlich weiß ich was das für sie bedeutet, denn auch wir haben ca. mit 20 Monaten komplett auf Windeln verzichtet. Als ich dann durch die Kommentare scrollte, erschrak ich wirklich, wie bösartig manche Mütter sein können.
Saras Weg zum trockenen Kind
Sara Kulka hat bereits zwei Töchter und geht mit ihnen den Weg des Attachement Parenting, zu Deutsch, Bindungs- oder Bedürfnisorientierte „Erziehung“. Da ich diese Erziehungsmethode selber für uns befürworte, folge ich ihr (und vielen weiteren Mamis, die auf dieser Schiene fahren). Ich möchte einfach erfahren wie andere es machen. Für mich ist dieser Weg Neuland. Beziehungsweise habe ich erst mit dem ersten Geburtstag unserer Tochter angefangen, mich damit zu beschäftigen. Um so wichtiger ist es daher für mich, eine erweiterte Sichtweise auf bestimmte Dinge zu bekommen. Das erlaubt mir auch mal über den Tellerrand hinaus zu schauen und vielleicht andere Lösungswege in Betracht zu ziehen, auf deren Idee ich nie allein gekommen wäre. Mama sein heißt nämlich auch manchmal kreativ werden. Und das musste auch ich beim Thema Trockenwerden.
Unsere Maus entdeckte im Sommer nach ihrem ersten Geburtstag stets windellos die Natur. Nach kurzer Zeit wurden Bäume und Büsche ihre Toiletten. Ich ließ sie draußen einfach machen und drinnen bekam sie eine Windel um. Bis zu dem Tag als sie sich so dagegen sträubte. Ab da an habe ich zumindest tagsüber die Windel weggelassen. Das hatte zur Folge, dass sie zum Pipi machen immer raus wollte. Sie vermisste ihre Baum-Kumpels. So stellte ich für eine Weile die größte Grünpflanze, die ich in der Wohnung finden konnte neben ihr Töpfchen. Schon bald klappte es auch ohne die grüne Toilette.
Sara meint in ihrem Post, dass ihre Kleine ihren Stuhlgang in der Dusche verrichtet ?♀️. Ich habe den Text gelesen und fand da jetzt erst mal nichts komisch dran. Klar ist es jetzt vielleicht nicht üblich sein großes Geschäft in der Dusche zu verrichten – für einen Erwachsenen! Wir reden hier von einem einjährigen Kind. Das weiß noch nicht was üblich und nicht üblich oder gesellschaftskonform ist. Es weiß nur dass es mal muss und vielleicht sein Töpfchen nicht so gern mag. Deshalb wird ihm hier eine Alternative angeboten, die offensichtlich gut funktioniert.
Geteilte Freude ist irgendwie nur halbe Freude
Warum sind Menschen bloß so pingelig und wahrlich empört, wenn Dinge angesprochen werden, die sowas von normal sind? So reagierten unheimlich Viele total daneben (wie ich finde) auf Saras Post. Da wird zum Beispiel behauptet, sie würde ihre Kinder wie einen Hund in jede Ecke kacken lassen. Viel mehr möchte ich hier gar nicht aufführen, da manche Kommentare wirklich weit unter die Gürtellinie gingen. Andere Stimmen wurden laut, dass ihre Geschichte bestimmt dazu beiträgt, dass ihre Kinder später dafür gemobbt werden.
Leute, jeder muss sich mal entleeren. Der eine täglich mehrmals, der andere weniger oft. Wenn nicht alle so ein riesen Geheimnis um diese eine Sache machen würden, würde es auch als das behandelt werden, was es ist: Nämlich etwas ganz normales! Und das sollte es auch für unsere Kinder sein. Kommentiert man die Ausscheidungen mit „Baaah“, „Ihhh“ und „Eklig“, so könnte das Kind echte Probleme beim Sauber werden bekommen. Wahrscheinlich wird jeder in seinen jungen Jahren die ein oder andere Erfahrung mit Pipi oder Kaka gemacht haben 😉 Warum sollte es also peinlich sein, wenn ein kleines Mädchen statt ins Töpfchen in die Dusche macht? Ich will nicht wissen, wie viele Erwachsene schon mal in ihre Dusche uriniert haben 😉
Eine Followerin meinte ganz treffend: „Es gibt für nichts auf der Welt nur einen einzigen richtigen Weg. Und wenn man nicht erzählt und nichts teilt, so hat niemand die Chance umzudenken und bleibt einfach bei seiner Sichtweise. Andere Sichtweisen und Handhabungen sind Bereicherung.“ Das unterschreibe ich komplett! Und glücklicherweise finden sich unter ihrem Post und dem darauffolgenden doch mehr positive, als negative Meinungen. Danke für die ehrlichen Meinungen und danke für deine Geschichte, Sara Kulka!
Jedes Kind ist individuell => individuelle Lösungen
Ich habe schon oft gehört, dass Kinder im Prozess des Trockenwerdens grade ihr großes Geschäft ungern im Töpfchen hinterlassen. Eine Erklärung wäre, dass sie ja bisher immer stehen mussten. Jetzt verstehen sie nicht, dass sie sich nun auf einmal hinsetzen können. Sie haben die letzten Monate gelernt, dass es im Sitzen nicht funktioniert, das große Geschäft zu verrichten. Mit dem Töpfchen eröffnen sich aber ganz neue Möglichkeiten, dass muss das Kind erst mal checken. Außerdem könnte es auch sein, dass sie den Geruch nicht mögen oder das Töpfchen vielleicht unbequem finden, oder, oder, oder. Unsere kleine Maus hatte schon recht früh Probleme mit dem Stuhlgang, deshalb haben wir sie zu ihren Zeiten schon mit ca. 7-8 Monaten auf ihr Töpfchen gesetzt. Daher war sie es gewohnt. Unterwegs war das immer schwierig, da musste ich nach Alternativen suchen aber auch das war im Bereich des Machbaren.
So hat jedes Kind samt seiner Eltern seine Probleme in der Entwicklung und grade in der „Windelfrei“-Phase kann das schon mal anstrengend werden. Ich denke aber, dass wir Eltern den Wunsch, ohne Windeln zu sein, unbedingt irgendwie erfüllen müssen. Koste es was es wolle. Nur so werden aus unseren Kindern kleine, selbstbewusste Individuen. Ihr glaubt gar nicht wie stolz die sein können, wenn der erste Haufen im Töpfchen gelandet ist!
Ein paar Tipps zum Thema haben wir in folgendem Ratgeber zusammengefasst:
Windel ade - Vom Trockenwerden und allem was dazu gehört
Saras Antwort an die Mum-Shamer
Saras Antwort auf die vielen Hater lest ihr hier:
Wie ich finde eine top Antwort. Wir sollten lernen die Bedürfnisse unserer Kinder zu respektieren und Lösungen zu finden, anstatt sie in ein Raster zu zwängen, das sie nicht mögen. Klar letztendlich sollten wir dabei unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche nicht über den Haufen werfen. Aber ein vorsichtiges Annähern und Treffen in der Mitte, wäre der optimale Weg. Mal ganz ehrlich, es ist doch angenehmer das große Geschäft aus der Dusche zu entfernen als vom Popo des Kindes zu kratzen. Letztendlich kommt es dann eh in die Dusche oder Badewanne und dann ist die Ausgangssituation die Gleiche. Die kleine Maus wird das sicherlich nicht noch die nächsten Jahre machen, also Kopf hoch… alles ist nur eine Phase und geht auch wieder vorbei <3
Kaddarina
22.08.2020, 08:31
Interessante Herangehensweise, die hier beschrieben wird
Iggiz
07.12.2019, 11:29
Ich möchte mir diese Methode für mein Kind nicht vorstellen. Aber wenn sie meint, dass sie es so machen will, soll sie. So lange ich davon nicht betroffen bin.